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Bärenstümmelaffe


Gattung: Säugetiere/Schmalnasenaffen

Steckbrief


Deutscher Name: BÄRENSTUMMELAFFE

Lateinischer Name: Colobus polykomos

Verbreitung: tropisches Westafrika

Lebensraum: Regenwald

Lebensweise: tagaktiv, in Gruppen bis maximal 20 Tiere

Nahrung: Blätter, Früchte, Samen

Groesse: 57 bis 68 cm

Gewicht: 8 bis 10 kg, Neugeborene 300 bis 400 g

Paarungszeit: ganzjährig

Trag-/Brutzeit: 165 bis 175 Tage

Wurf/Gelege: 1 Jungtier

Geschlechtsreife: mit 4 bis 5 Jahren

Lebenserwartung: über 20 Jahre


Allgemeines

Der Bärenstummelaffe (*Colobus polykomos*), auch Königs-Colobus genannt, ist ein afrikanischer Primat aus der Familie der Stummelaffen. Er ist bekannt für sein kontrastreiches schwarz-weißes Fell und den langen buschigen Schwanz, der an eine Bärenquaste erinnert und ihm seinen deutschen Namen eingebracht hat. Diese Art ist tagaktiv, lebt in Gruppen und gehört zu den spezialisierten Blattfressern des afrikanischen Regenwaldes. Bärenstummelaffen spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, da sie Samen verbreiten und durch ihr Fressverhalten das Pflanzenwachstum beeinflussen.

Aussehen

Das Fell des Bärenstummelaffen ist überwiegend schwarz, während Gesicht, Schultern und Hüftpartien auffällige weiße Streifen tragen. Der lange, buschige Schwanz ist ebenfalls weiß und dient als Gleichgewichtshilfe beim Klettern. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 45–70 cm, hinzu kommt ein bis zu 100 cm langer Schwanz; das Gewicht liegt zwischen 8 und 13 kg. Das Gesicht ist dunkel mit auffallenden weißen Haarbüscheln an den Wangen. Der Körperbau ist schlank, die Hände sind für das Klettern spezialisiert, wobei die Daumen stark reduziert oder fehlend sind – ein typisches Merkmal der Colobus-Arten.

Verbreitungsgebiet

Der Bärenstummelaffe lebt ausschließlich in Westafrika. Sein Verbreitungsgebiet reicht von der Elfenbeinküste über Guinea und Sierra Leone bis in Teile von Gambia, Liberia und Guinea-Bissau. Er bewohnt vor allem Küstenwälder und immergrüne Regenwälder, wird aber auch in Galeriewäldern entlang von Flüssen gefunden. In vielen Regionen ist sein Vorkommen stark fragmentiert, da große Teile seines Lebensraumes zerstört wurden.

Lebensraum

Bärenstummelaffen halten sich vorwiegend in den Baumkronen tropischer Regenwälder auf. Sie bevorzugen alte, strukturreiche Wälder mit hohem Baumbestand, in denen sie genügend Nahrung und Schutz finden. Auch sekundäre Wälder und Waldränder werden genutzt, solange ausreichend Blattnahrung vorhanden ist. Sie meiden jedoch weitgehend offene Landschaften und sind stark an geschlossene Waldsysteme gebunden. In intakten Habitaten sind sie wichtige Pflanzenfresser, die Blätter, Früchte und Samen nutzen.

Verhalten

Bärenstummelaffen leben in sozialen Gruppen von 8 bis 20 Individuen, bestehend aus mehreren Weibchen, deren Nachwuchs und meist einem dominanten Männchen. Sie sind tagaktiv und verbringen den Großteil ihrer Zeit in den oberen Baumregionen. Die Kommunikation erfolgt durch Lautäußerungen, Körperhaltung und gegenseitige Fellpflege. Männchen stoßen tiefe Brüllrufe aus, die zur Revierabgrenzung dienen und Konkurrenten abschrecken. Aggressionen innerhalb der Gruppe sind selten, soziale Bindungen werden durch ausgiebiges Putzen und ruhiges Beisammensein gefestigt.

Ernährung

Die Nahrung besteht überwiegend aus jungen Blättern, ergänzt durch Früchte, Blüten, Samen und gelegentlich Rinde. Ihr mehrkammeriger Magen ist an die Verdauung von zellulosehaltiger Kost angepasst und enthält symbiotische Bakterien, die bei der Aufspaltung helfen. Durch die Spezialisierung auf Blätter können sie Nahrungsquellen nutzen, die für viele andere Primaten ungeeignet sind. Sie fressen meist in den Baumwipfeln und wechseln regelmäßig die Futterbäume, um stets junge Triebe zu erreichen.

Fortpflanzung

Die Fortpflanzung ist nicht saisonal festgelegt und kann das ganze Jahr über stattfinden. Nach einer Tragzeit von etwa 5 bis 6 Monaten bringt das Weibchen in der Regel ein einzelnes Junges zur Welt. Die Neugeborenen sind zunächst rein weiß gefärbt und entwickeln erst nach einigen Monaten das typische schwarz-weiße Fellmuster. Die Jungen werden intensiv von der Mutter betreut, aber auch andere Weibchen der Gruppe helfen bei der Pflege (Allomutterverhalten). Die Geschlechtsreife tritt mit etwa 4–6 Jahren ein. Männliche Jungtiere verlassen in der Regel ihre Geburtsgruppe, während Weibchen oft bleiben.

Gefährdung & Schutzstatus

Der Bärenstummelaffe ist laut IUCN als gefährdet (Vulnerable) eingestuft. Die Hauptbedrohungen sind Lebensraumverlust durch Abholzung, Umwandlung in Landwirtschaftsflächen und illegale Jagd wegen Fleisch und Fellen. Viele Bestände sind isoliert und durch Straßenbau oder Siedlungsentwicklung voneinander getrennt. Schutzgebiete in Westafrika, wie Nationalparks in Sierra Leone und der Elfenbeinküste, beherbergen noch stabile Populationen. Langfristig hängt das Überleben dieser Art vom Erhalt zusammenhängender Waldflächen und strenger Schutzmaßnahmen ab.

Besonderheiten & Evolution

Bärenstummelaffen gehören zu den Colobus-Affen, deren Daumen stark reduziert sind – eine Anpassung an das schnelle Hangeln durch die Bäume. Die auffällige Fellzeichnung mit dem weißen Mantel und der „Bärenquaste“ ist einzigartig unter den Stummelaffen. Ihre komplexen Magensysteme zeigen eine parallele Entwicklung zu Wiederkäuern, da sie ähnliche Blätterkost effizient nutzen. Evolutionär sind sie eng mit anderen Colobus-Arten verwandt, nehmen aber eine westafrikanische Sonderstellung ein. In traditionellen Kulturen Westafrikas werden sie in Mythen erwähnt und ihre Felle teils noch rituell genutzt.

Faszinierende Fakten

Neugeborene Bärenstummelaffen sind komplett weiß – ein auffälliges Signal im Kontrast zur Gruppe, das wahrscheinlich soziale Aufmerksamkeit fördert. Ihre tiefen Rufe können über mehrere Kilometer hinweg im Wald gehört werden. Durch ihre Blätterdiät verbringen sie lange Ruhephasen, um die Nahrung zu verdauen. Der weiße, buschige Schwanz wird nicht nur als Gleichgewichtshilfe genutzt, sondern dient auch als visuelles Signal beim Gruppenzusammenhalt. Sie zählen zu den am stärksten farblich kontrastierenden Primaten Afrikas.


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